Wenn Du Kaufmann werden willst.

Dann findest Du nachfolgend das Wissen der Kaufleute zur Materialwirtschaft.

Lagerhaltung in der Materialwirtschaft


Funktionen eines Lagers

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Unternehmenspolitik ist die Lagerhaltung. Es gibt sehr wenige Betriebe, die die benötigten Güter direkt, also ohne sie vorher zu lagern, verarbeiten oder verkaufen. Da sich Beschaffung, Produktion und Absatz in der Regel zeitlich und mengenmäßig nicht abstimmen lassen, ist Lagerhaltung notwendig.

Zwei Hauptaufgaben eines Lagers sind zu unterscheiden:

Das Speichern sorgt dafür, dass die benötigten Waren im Bedarfsfall rechtzeitig zur Verfügung stehen. Der Zweck besteht

Bei der Umformung ist die Lagerung Bestandteil des Fertigungsprozesses, z.B.

Zu diesen Zwecken sind Lagerräume einzurichten oder zu mieten, sind Lagerbestand und Lagerumschlag zu kontrollieren, ist die Wirtschaftlichkeit der Lagerhaltung anzustreben.


Arten der Lagerhaltung

Man kann verschiedene Lagerarten unterscheiden und zwar nach
nach betrieblichen Funktionen

nach Baulichkeit

nach Standort / Ort der Lagerung

nach Besitzverhältnis


Organisation des Lagers

Grundsätzlich ist die Einrichtung und die Beschaffenheit eines Lagers abhängig von den räumlichen und den finanziellen Möglichkeiten des Betriebes. Anderseits muß bei der Einrichtung eines Lagers auf den Zweck des Lagers und die Eigenschaften der zu lagernden Waren geachtet werden. Für alle Lager, vom schlichten Kellerraum bis zur vollklimatisierten, computergesteuerten Halle, gelten prinzipiell die gleichen Grundsätze der Lagereinrichtung.

Grundsätze der Lagerhaltung sind:

  1. Das Lagerpersonal muß ungehindert arbeiten können. Das Lager muss geräumig sein!
  2. Die gesuchten waren sollen schnell auffindbar sein. Das Lager muss übersichtlich sein!
  3. Die Waren müssen gegebenenfalls gegen Licht, Hitze, Staub etc. geschützt werden. Das Lager muss zweckmäßig sein!
  4. Es müssen Regale, Schränke, Transportmittel, Werkzeuge, Meßgeräte etc. vorhanden sein. Das Lager muss alle notwendigen Maschinen und Geräte enhalten!
  5. Die Gesundheit des Personals und der Zustand der gelagerten Waren dürfen nicht gefährdet werden. Das Lager muß hygienisch einwandfrei sein!
  6. Alarmanlagen, Löschvorrichtungen, Fenstergitter, Schlösser o.ä. sollen ein Höchstmaß an Sicherheit bieten. Das Lager muß gegen Feuer und Einbruch gesichert sein!

(1) Waren annehmen, prüfen, einsortieren: Beim Eintreffen einer Lieferung wird folgendes geprüft: Festgestellte Mängel sind festzuhalten und zu beanstanden. Fehlerfreie Waren werden in das Lager einsortiert.

(2) Aufpassen, dass nichts verrostet oder geklaut wird: Da die Güter im Lager einen hohen Wert darstellen, müssen Sie...
... ständig kontrolliert (Veränderungen der Lagerbestände festhalten, Warenumlagerungen vermerken, Bedarfsmeldungen an den Einkauf geben, veraltete bzw. verdorbene Waren aussortieren)
... und eventuell gepflegt werden (kühl lagern, vor Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit schützen)
(3) Waren ausgeben: Das Lagerpersonal soll Waren nur gegen Beleg herausgeben. - Belege sind z.B. Warenentnahmeschein, Lieferschein, Kassenzettel. Außerdem sollte der Empfänger den Beleg unterschreiben.
(4) Aufschreiben, wenn Du was rausgegeben hast: Die Lagerkartei muß ständig auf dem neuesten Stand sein, denn sie soll den Bestand anzeigen, der eigentlich im Lager sein müßte. Deswegen müssen Warenzu- oder Warenabgänge direkt auf der Lagerkarte vermerkt werden.

Hilfsmittel zur Kontrolle im Lager:
Nur wenn die Lagerbuchführung korrekt ist, kann die vielleicht wichtigste Kontrollmaßnahme funktionieren: Der Vergleich zwischen dem, was an Waren mengen- und wertmäßig vorhanden sein sollte, mit dem, was tatsächlich vorhanden ist. Die körperliche Bestandsaufnahme nennt man Inventur. Durch die Inventur können die wirklich vorhandenen Bestände festgestellt und dabei die in den Lagerkarten notierten Soll-Bestände nachgeprüft werden. Die Inventur muß mindestens einmal pro Geschäftsjahr durchgeführt werden (Handelsgesetzbuch §240), wobei es dem Unternehmen freigestellt ist, diese jährlich, quartals- oder monatsweise, permanent oder mit Hilfe anerkannter mathematisch-statistischer Verfahren stichprobenartig vorzunehmen.

Zusammenfassung: Die Größe und die Einrichtung eines Lagers hängt von der Art und der Menge der einzulagernden Waren ab. Die wichtigsten Aufgaben des Lagerpersonals sind Annahme, Einsortierung und Ausgaben von Waren sowie Pflege und Kontrolle derselben. Die Lagerbuchführung oder auch Lagerkartei besteht aus den Lagerkarten. Zusammen mit den Lagerfachkarten ermöglicht sie eine schnelle Kontrolle und erleichtert den Soll-Ist-Vergleich (Inventur).


Kosten der Lagerhaltung

Die Lagerung von Waren verursacht Kosten und zwar Personal- und Sachkosten. Personalkosten entstehen durch die im Lager tätigen Mitarbeiter, also Löhne und Gehälter sowie gesetzliche und freiwillige Sozialleistungen. Bei den Sachkosten unterscheidet man noch einmal Kosten, die mit dem Lager selbst und Kosten, welche mit der Ware in Zusammenhang stehen.

Sachkosten Lager: Während für fremde Lagerräume Mieten zu zahlen sind, müssen für eigene Lagerräume und deren Einrichtung Abschreibungen für den Wertverlust sowie Kosten für Zinsen, Reparaturen, Energie und Steuern berücksichtigt werden.

Sachkosten Ware: Die Lagerung von Waren verursacht Zinskosten, da in den Vorräten Kapital gebunden ist. Hinzu kommen die Kosten des Lagerrisikos, wie etwas Mengen- und/oder Werteverlust durch Diebstahl, Verderb, Preisverfall u.ä. Die Kosten der Lagerhaltung können variabel, d.h. sie verändern sich mit der Menge oder dem Wert der gelagerten Güter, oder fix sein.

Da sich auch die Lagerkosten auf die Preisbildung auswirken, ist es wichtig, a) die Lagerkosten und b) den Lagerkostensatz (=Anteil der Lagerkosten, der auf jede Ware entfällt) so niedrig wie möglich zu halten. Daher sollte jedes Unternehmen bestrebt sein, die Lagerdauer der Waren zu vermindern! Eine Verkürzung der Lagerdauer könnte man u.a. durch folgende Maßnahmen erreichen:


Der Lagerkostenanteil ist um so kleiner, desto größer die Umschlagshäufigkeit ist.
Eine erhöhte Umschlagshäufigkeit bewirkt eine Verminderung der Lagerdauer und somit eine Verringerung der Lagerkosten. Die Umschlagshäufigkeit gibt die Geschwindigkeit an, mit der ein durchschnittlicher Lagerbestand umgesetzt wird.

Zusammenfassung:
- Die Lagerhaltungskosten untergliedern sich in Personal- und Sachkosten.
- Kosten, die sich mit der Menge oder dem Wert der eingelagerten Ware verändern, nennt man variabel.
- Die Lagerhaltungskosten könne durch Verringerung der Lagerdauer gesenkt werden, weil dann
1) weniger Kapital gebunden ist.
2) das Lagerrisiko deutlich geringer ist.
- Auswirkungen auf die Lagerdauer hat insbesondere
1) die Straffung des Sortiments.
2) die Erhöhung der Umschlagshäufigkeit.


Lagerkennzahlen

Mit Hilfe dieser Kennziffern bzw. Kennzahlen ist es möglich, die Wirtschaftlichkeit der Lagerhaltung zu überwachen. Folgende Kennzahlen sollten Sie kennen:
  1. Durchschnittlicher Lagerbestand
  2. Umschlagshäufigkeit
  3. Durchschnittliche Lagerdauer
  4. Lagerzinssatz

(1) Durchschnittlicher Lagerbestand
Der durchschnittliche Lagerbestand ∅LB ist der Durchschnitt aller im Laufe einer Geschäftsperiode vorhandenen Lagerbestände, und zwar entweder in Euro oder als Mengenangabe (Stück, Kg, Liter, o.ä.). Der Einfachheit halber nehmen wir im Folgenden die Geschäftsperiode als ein Jahr mit 360 Tage an.

Die Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestandes erfolgt (mit Hilfe der Lagerkartei) entweder aus

a) der Jahresinventur:
∅LB = (Jahresanfangsbestand + Jahresendbestand) / 2

b) oder, noch genauer, aus den Monatsinventuren:
∅LB = (Jahresanfangsbestand + 12 Monatsendbestände) / 13

Beispiel:
Ein Unternehmen hat von einem Artikel am Anfang einer Geschäftsperiode 40.000 Euro auf Lager. Die Summe der Monatsendbestände beläuft sich auf 1 Million. Der durchschnittliche Lagerbestand ist demzufolge:
(1000.000 + 40.000) / 13 = 80.000,00 Euro

(2) Umschlagshäufigkeit
Die Umschlagshäufigkeit (U) gibt an, wie oft ein durchschnittlicher Lagerbestand in einer Geschäftsperiode umgesetzt wurde. Die Berechnung erfolgt mit Hilfe der Lagerkartei und der Konten der Buchhaltung entweder nach
a) der Menge (Stück, Liter, Kg, also einzelne Waren): U = Warenabsatz / ∅LB

b) oder nach dem Wert (Euro / gesamtes Lager): U = Wareneinsatz / ∅LB


Beispiel:
Ein Betrieb hatte einen Wareneinsatz von 30.000,- Euro. Der durchnittliche Lagerbestand betrug 6.000,- Euro.
Also war die Umschlaghäufigkeit: 30.000 / 6.000 = 5
Ergebnis: Ein durchnittlicher Lagerbestand von 6.000 Euro wurde fünfmal umgesetzt.
Die Umschlaghäufigkeit wirkt sich auf den Kapitaleinsatz, die Lagerkosten, und damit auch auf den Gewinn aus. Je höher die Umschlaghäufigkeit ist, desto niedriger ist der Kapitaleinsatz, da bei gleichem Wareneinsatz der Lagervorrat gesenkt werden kann und desto niedriger ist der Lagerkosten-Anteil, der auf jede Ware aufgeschlagen wird.

Beispiel: Der erwähnte Betrieb hat ermittelt, daß er den Umschlag von 5 auf 10mal verdoppeln kann. Daraus folgt (30.000 / 10 = 3.000), daß der Lagerbestand von 6.000 auf 3.000 Euro gesenkt werden kann.

(3) Durchschnittliche Lagerdauer
Die durchschnittliche Lagerdauer ist die Zeit, die eine Ware oder Warengruppe durchschnittlich im Lager verbringt. Während die tatsächliche Lagerdauer einer Ware einfach aus der Lagerkarte (Ausgangsdatum bzw. Datum minus Eingangsdatum) ermittelt werden kann, beträgt die durchschnittliche Lagerdauer (Formel)...
∅LD = Zahl der Tage einer Geschäftsperiode / Umschlagshäufigkeit

Beispiel:
Die Umschlagshäufigkeit einer Warengruppe ist 15. Als Geschäftsperiode wird ein Jahr (360 Tage) angenommen. Also beträgt die durchschnittliche Lagerdauer
∅LD = 360 / 15 = 24 Tage

Ein Artikel dieser Warengruppe lag im Schnitt 24 Tage im Lager.


(4) Lagerzinssatz
Der Lagerzinssatz wird berechnet zur Ermittlung der (kalkulatorischen) Kosten des in den Lagerbeständen gebundenen Kapitals. D.h. es werden die Zinsen berechnet, die in den Verkaufs- bzw. Verbrauchswert des Lagerguts einkalkuliert werden müssen.

Lagerzinssatz = Jahreszinsfuß x ∅LD / Zahl der Tage einer Geschäftsperiode

Beispiel:
Die durchschnittliche Lagerdauer einer Ware ist 24 Tage. Der Jahreszinssatz beträgt 9%. Als Geschäftsperiode wird ein Jahr (360 Tage) angenommen.
Dann beträgt der Lagerzinssatz: 9 x 24 / 360 = 0,6%.
Ergebnis: Der Betrieb wird 0,6% des Einstandspreises sozusagen als Entgelt für das investierte Kapital berechnen.

Der Lagerzinssatz ist ein geeignetes Mittel zur Beurteilung der Lagerhaltung eines Betriebes. Je niedriger der Lagerzinssatz, desto kürzer ist die durchschnittliche Lagerdauer unter sonst gleichen Bedingungen.

Beispiel:
Betrieb A hat einen Lagerzinssatz von 0,5%. Betrieb B einen von 1%. Der Jahreszinssatz ist für beide Betriebe gleich. Daraus folgt: Betrieb B hat eine durchschnittliche Lagerdauer, die doppelt so hoch ist wie die des Betriebs A.
Denn bei steigendem ∅Lagerbestand und gleichbleibendem Lagerzinssatz steigen die Kosten, die in den Verkaufs- bzw. Verbrauchswert der Ware einkalkuliert werden müssen.

Beispiel:
Betrieb A: ∅Lagerbestand 150.000 Euro
Betrieb B: ∅Lagerbestand 200.000 Euro
Lagerzinssatz für beide Betriebe: 0,5%

Daraus folgt: Betrieb B hat eine höhere kalkulatorische Zinsbelastung (1.000 Euro) als Betrieb A (750 Euro).


Umschlaghäufigkeit und Lagerdauer wirken sich also auf Kapitaleinsatz, Lagerkosten und Gewinn aus.
Steigende Umschlagshäufigkeit -> abnehmende Lagerdauer -> sinkender Kapitaleinsatz -> abnehmende Lagerkosten

Niedrige Lagerkosten ermöglichen Preisreduzierungen, d.h. der Betrieb steigert seine Konkurrenzfähigkeit, ohne daß der Gesamtgewinn reduziert wird.
Die geringsten Kosten verursacht ein Lager, das den optimalen Höchstbestand gerade so eben aufnehmen kann und das ganze Jahr über gleichmäßig ausgelastet ist.


Zusammenfassung: Zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit der Lagerung einzelner Waren- oder Materialgruppen oder des gesamten Lagers und zur Durchführung von Vergleichen mit anderen Jahren bzw. gleichartigen Betrieben dienen die Kennzahlen:

  1. Betriebliche Grundfunktionen
  2. Beschaffung in der Materialwirtschaft

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*Quellenangabe: Alle hier dargestellten Informationen waren Teil der Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann (1991-1994) und sind heute noch Bestandteil der Ausbildungen in kaufmännischer Berufen.
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